Podcast vom ntv mit Paule

Paule hat am Freitag einen Podcast für ntv „Klima Labor“ aufgenommen. Hier könnt ihr einen Auszug des Textes lesen oder den Link zum Podcast klicken!

Der Guidohof in Sachsen ist ein kleiner Hof mit Biogemüse, Solarstrom und ohne Pestizide. Der Betrieb ist damit prädestiniert für Förderung aus dem European Green Deal. Das finanzstarke Werk der EU-Kommission will soziale, ökologische und wirtschaftliche Faktoren verknüpfen, um nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion kleinerer Betriebe zu fördern. Davon kommt bei Paule Lucht wenig an: „Die Anforderungen an die Förderung werden immer mehr“, sagt der landwirtschaftliche Leiter des Guidohofs im „Klima-Labor“ vom ntv. Er ist überzeugt: Das Höfesterben wird weitergehen.

ntv.de: Sie bewirtschaften den Guidohof. Das ist ein kleiner Biohof?

Paule Lucht: Wir bewirtschaften nur 65 Hektar, sind aber sehr vielseitig in unserem Anbau. Wir bauen unser Gemüse selbst an und auch das Getreide für unsere Bäckerei. Wir haben auch eine eigene Getreidereinigung und -aufbereitung und einen Lieferbetrieb, der die Produkte liefert. Wir sind ein geschlossener Betrieb mit Direktvermarktung. Produkte wie Orangen kaufen wir im Winter zu, damit wir ein Sortiment abbilden können, das man auch im Bioladen bekommt.

In Europa, aber auch Bio?

Ja. Wir arbeiten eng mit Großhändlern zusammen und schauen uns die Betriebe vor Ort an. Uns ist es wichtig, dass wir die Produkte mit einem guten Gefühl verkaufen können.

Das Endergebnis sind Gemüseboxen für Anwohner aus dem Umland?

Wir haben einen Onlineshop, in dem die Produkte frei wählbar sind. Die Menschen können uns auch im Hofladen besuchen und dort einkaufen.

Sind sie profitabel oder auf Subventionen und EU-Gelder angewiesen?

Ich behaupte, dass der größte Teil aller Landwirtschaftsbetriebe auf EU-Gelder angewiesen ist. Das ist ein fester Posten in der Planung, weil die Erzeugerpreise nicht ausreichen.

Landwirtschaft ohne Subventionen funktioniert gar nicht?

Man muss diese Entwicklung im historischen Kontext sehen: Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man den Menschen erschwingliche Lebensmittel anbieten. Das ist die Basis unserer Agrarpolitik. Speziell in Deutschland sind wir es bis heute gewohnt, sehr günstig einzukaufen. Im Supermarkt kosten die Produkte weniger als in der Herstellung. Jeder, der im Ausland einkaufen war, weiß, dass die Lebensmittelpreise im Verhältnis zu den Einkommen dort wesentlich höher sind. Würden die Agrarsubventionen plötzlich wegfallen, wäre das auch bei uns so.

Wie viel teurer wären Brot oder Eier ohne Subventionen? Können Sie das einschätzen?

Schwer, denn die Agrarsubventionen machen je nach Betrieb einen unterschiedlichen Anteil am Unternehmensgewinn aus. Für große Betriebe mit 4000 Hektar Fläche und mehr sind die eher ein netter Zuschuss. Anders als kleine Betriebe sind sie wegen ihrer Skalierungseffekte nicht darauf angewiesen.

Wäre es dann nicht sinnvoll, ebenfalls in diese Richtung zu gehen? Historisch gesehen werden Agrarbetriebe bereits immer größer.

Diese Frage beschäftigt uns. Aber auch die Gesellschaft muss sagen, welche Landwirtschaft sie haben möchte: Werden die Betriebe größer, werden auch die Bewirtschaftungseinheiten größer. Das bedeutet weniger Biodiversität und Insekten. Dazu gibt es zahlreiche Untersuchungen. Kleinere Betriebe werden meist auch mit mehr Herzblut bewirtschaftet. Landwirtschaft hat als Branche die höchste Wochenarbeitszeit – mit Abstand. Viele leisten aus Überzeugung mehr, als gesund wäre. Das ist teilweise Idealismus, wirklich etwas Gutes und Sinnvolles zu tun. Kleine Betriebe können natürlich versuchen, ein großes Unternehmen mit branchenfremden Flächeneigentümern wie Autohäusern oder Immobilienfirmen zu werden, die sich eine gewisse Rendite erhoffen. Das ist Praxis bei Großbetrieben. Ich sehe das kritisch.

Landwirtschaftlicher Boden verkommt zum Spekulationsobjekt für Autohäuser?

Gerade im Osten ist das die gängige Praxis. Unsere vier großen Lebensmitteleinzelhändler kaufen über diverse Konstrukte ebenfalls massiv Land auf, um die Preise zu kontrollieren. Dieser Prozess wird durch die großen Bewirtschaftungsflächen sogar beschleunigt, weil sich kleine Betriebe das Land nicht mehr leisten können.

Zum weiteren Text bei n-tv: Klima-Labor

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