Bauernproteste ab 8.1.2024

Unser Statement zu den Bauernprotesten!

Wen verwundert diese Reaktionen der Bauern? Uns nicht!

Wir haben schon lange gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt, eine Schieflage erreicht hat, die alle und besonders die kleineren Bauernhöfe betrifft. Diejenigen, die ihren Beruf als Berufung in der Urproduktion der Nahrungsmittel verstehen, arbeiten oft unter Bedingungen, die an körperliche und seelische Ausbeute der eigenen Ressourcen geht. Arbeitszeiten weit über 40h sind üblich, krank sein ist oft nicht möglich, also arbeitet man einfach weiter…

Gemüsebau und auch Tierhaltung machen tatsächlich in kleineren Betrieben so viel Arbeit, dass es nur mit freiwilligen Helfern oder unbezahlter Familienunterstützung möglich ist. Das ist doch eigentlich ein Unding! Und auch wir sind deshalb manchmal verzweifelt. Wir wissen, wir sind gewollt und haben eine treue und wohlwollende Kundschaft und werden trotzdem manchmal als zu teuer empfunden, gegenüber den Supermärkten. Dabei wissen wir hier alle, dass unsere Hofprodukte mehr kosten müssten. Da ist ein großes Problem. Wir haben die eigene Vermarktung angeschlossen, das hilft uns, die Landwirtschaft, Bäckerei und den Gemüsebau zu unterstützen. Trotzdem ist das Betriebsergebnis im Landwirtschaftlichen gar nicht zufriedenstellend, obwohl wir so viel Einsatz zeigen.

Und wie oft sitze ich da und eine aussichtsreiche, personelle Einstellung scheitert an den Lohnvorstellungen. Und ich kenne mittlerweile viele Erzählungen, wo man an anderen Stellen seine Stunden absitzt, krank feiert und viel Geld in der Tasche hat.
Auf dem Bauernhof arbeitet man eben für den Mindestlohn und das bei Wind und Wetter und schafft trotzdem meist die Arbeit nicht.
Doch diese Menschen braucht es für regionale Lebensmittel, die nun mal auf unseren Feldern wachsen, zum Glück!

Und nun bekommen ausgerechnet die Bauern ihre Unterstützungen gekürzt?

Diesen reicht es schon lange. Agrardieselkürzung und Steuervergünstigungen für die Trecker, die oft gar nicht oder nur selten auf den Straßen fahren, sollen nun nun wegfallen und die wirtschaftliche Lage von Bauernhöfen noch mehr belasten?

Man hat mit dieser Maßnahme in ein Wespennest gestochen. Und dieser Aufruhr kann weh tun!

Auch uns ärgert es, neben all dem Optimismus, den wir täglich aufbringen, um diesen schönen Ort hier zu hegen und zu pflegen.

Am 8.1.2024 ist eine landesweite Protestaktion angekündigt. Wir können gerade nicht mit unserem Trecker zum Einsatz kommen, denn unser Haupttrecker ist kaputt: Getriebeschaden! Er wird gerade repariert, von meinen Spitzenleuten in Sachen Fahrzeugtechnik: Tim und Paule.

Es wird einige Zeit dauern und er muss im März fertig sein. Paule wollte im Februar endlich einmal Urlaub machen. Und nun fehlt unser wichtigstes Arbeitsgerät. Was nun? Bei den Deckungsbeiträgen pro Hektar braucht man sehr viele Jahre, um sich einen neuen (natürlich gebrauchten) Trecker anschaffen zu können, wir haben gerade nicht das Geld dazu.

Es machte mich echt sehr traurig, die Mienen meiner hoch motivierten Söhne, die für den Betrieb brennen, in solchen Situationen zu sehen. Denn das fühlt sich einfach ungerecht an.
Leute, wir sind gerade dabei, das Wichtigste, was der Mensch braucht -die Ernährung- an letzte Stelle zu setzen!!!
Die Bauern wissen, dass sie wichtig sind, auch deshalb machen sie diesen Beruf.


Ihr Verantwortlichen in der Politik, lasst diese Menschen auf den Bauernhöfen nicht hängen, sie und deren Mitarbeitende haben schon immer überdurchschnittliche Leistungen gebracht und viele Einschränkungen hingenommen, im Vergleich zu anderen Berufsgruppen.
Wir sind wichtig! Die regionale Landwirtschaft ist unsere Lebensgrundlage, bitte unterstützt uns.


Und ja, ich weiß, wenn man richtig viel Land besitzt ist es einfacher zu überleben, doch das Geld dafür haben oft nur Menschen mit gut situiertem Hintergrund. Es gibt viele kleinere Betriebe, die auch überleben wollen. Natürlich wünsche ich mir, dass die ressourcenschonenden Betriebe besondere Bewertung bekommen, wir habe ja selbst einen Biobetrieb und vertreten die Meinung, nur so können wir eine wertschätzende Zukunft mit Planet Erde gestalten. Doch ich achte alle Bauern, denn uns verbindet mehr, als uns trennt, wir erzeugen Lebensmittel auf unseren heimischen Böden und sind systemrelevant. (Welch schöner Ausdruck aus vergangenen Zeiten.)

Wir, als Guidohof, wollen konstruktive Lösungsvorschläge, mit Menschen, die offene Ohren haben und sich ehrlich für die Belange der Bauern einsetzen. Von uns werdet ihr keine Parolen hören, die sich gegen andere Menschen richten und wir distanzieren uns auch von politischen Statements, die konstruktiven Lösungen widersprechen.

Also, wer kann, wir würden uns über Unterstützung jeglicher Art freuen. Am liebsten einen Trecker, der fehlt uns gerade am meisten:):):)

Wir freuen uns über eine Kulturlandunterstützung oder eine Ökokistenbestellung oder einen Einkauf im Hofladen oder wer das alles nicht kann…. einfach nur einen guter Gedanke ins Universum für die beste Lösung zum Wohle aller!

Und natürlich unterstützt auch alle anderen regionalen Bauernhöfe, die ihr kennt!

Wir werden nächste Woche trotzdem unsere Ökokisten ausliefern und hoffen auf Verständnis, wenn es zu Zeitverschiebungen kommt oder wir einfach nicht an den Abstellort kommen.

Vielleicht lassen uns ja unsere Bauernkollegen auch durch:) Ich schicke meinen Fahrern einen Freifahrtschein mit:)

Hier die Forderung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL und eine Möglichkeit sich zu beteiligen:

https://weact.campact.de/petitions/agrarpolitik-endlich-umsteuern-bauerlich-gerecht-okologisch

Sorry, ich meine natürlich auch alle Bäuerinnen, bin ja selbst eine und habe großen Respekt vor der Frauenpower gerade in diesem Beruf…es war nur beim Schreiben einfacher!

Silke Lucht